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Modedesigner

„ Es gibt nichts, dass mehr out ist, als ein Outfit zu tragen, dass im Trend liegt“

Ob Knallfarben oder Fransen, Hippielook oder Elegant – es gibt einen Beruf, der die vielfältige Modewelt in Bewegung hält und unsere Gesellschaft und Kultur widerspiegelt. Karina Busch, Modedesignstudentin der Fachhochschule Hannover verrät uns, was Modedesigner eigentlich machen.

Modedesign

Langsam wird es wieder Zeit für mehr fröhliche Farben an helleren Tagen:  Diesen Sommer sind Hummer-Farben, Flamingo und Lachs die Trendtöne.

Kennt jeder Modedesigner alle Trends? Ist das wichtig für einen solchen Beruf?

Als Modedesigner muss man die Trends nicht zwangsweise kennen und auch nicht folgen. Bei ZARA gibt’s jetzt die Hosen mit tiefem Schritt, der eigentliche Trend dafür war bereits vor zwei Jahren oder hat schon davor begonnen. Ein Trend ist relativ und abhängig von Gesellschaft und Gegend.

Sind denn alle Menschen kräftigen Farben offen gegenüber?

Eine Freundin von mir stand dem lachsfarbenen Mantel, den ich ihr empfohlen hatte, zuerst skeptisch gegenüber - bisher waren Knallfarben wirklich nicht ihr Ding. Allerdings bemerkte sie, dass die in ihrer neuen Kombination aus knielangem Mantel mit großem Revers viele Blicke auf sich zieht. Jetzt hat sie sich auf den Mantel eingelassen. Da schlägt mein Modedesigner–Herz höher.

Worum geht es dann also als Modedesigner?

Es geht aber in erster Linie als Modedesigner nicht darum, schöne farbige Kleidung zu machen. Auch nicht, immer nur verrückt, bunt oder krass herumzulaufen. Es geht um eine Philosophie, die nur jeder für sich selbst bestimmen kann wie zum Beispiel: Was es bedeutet es, ein gut verarbeitetes und für einen außergewöhnlichen Charakter ein passendes Stück zu tragen. Als Modedesigner sollte man sich immer viele Fragen stellen und vieles in Frage stellen, in erster Linie sich selbst und seine Arbeit.

Was macht man den als fertiger Diplom Modedesigner?

Ein Modedesigner begleitet das eigene Werk von der Entstehung bis zur Produktion. Bei der Präsentation, also bei der Modenschau und der Kollektionsvorstellung ist der Modedesigner auch anwesend, um die Kollektion zu erklären oder Fragen zu beantworten. Man kann auch für Magazine schreiben, als Stylist arbeiten, eventuell auch für Film und Theater als Kostümbilder - je nach Ambition und Können.

Was muss beachtet werden, wenn eine neue Kollektion entwickelt wird?

Es kommt darauf an, ob der Modedesigner in der Industrie tätig ist oder nicht. Industrie heißt also H&M oder C&A, Gerry Weber oder ähnliches. Es müssen bei einer neuen Kollektion Kosten, Kunden und Zielgruppen beachtet werden. Dann kann daraus eine neue Modekollektion entworfen werden, wenn man weiß was man will und für welche Zielgruppe es hergestellt werden soll. In der Industrie gibt es keine Modenschauen, dafür umso stärkere Werbekampagnen. In der Industrie ist es wichtig alle Produktionsbereiche abzudecken, denn es macht keinen Sinn fünf tolle Mäntel in einer Kollektion zu haben, aber nur drei Röcke und keine Bluse. Man bietet mit einer Kollektion eine komplette Ausstattung an, d.h. es müssen auch Kombinationen untereinander funktionieren und nicht nur die Outfits für sich allein: Also Mantel + Rock +Bluse oder Hose + Mantel + Bluse.

Industrie:
1.Trendrechere (schauen, was auf den Fashionweeks gezeigt wurde. Grundtendenz und/oder einzelne Schnitte werden extrem vereinfacht und nachgeahmt)
 Anwesenheit auf stoffmessen ist sehr wichtig, um sich über aktuelle Textilien zu informieren, die sich logischerweise wieder nach einem Trend richten, Kontakte Firmen klar machen.

2. Entwicklung eines Themas zum Beispiel immer wieder beliebt für Sommersaisons "Marine" oder "Safari", ist aber eben trend-abhängig. Aussagekräftige Details müssen dazu besorgt werden, wie Knöpfe, Bänder, Kleinkram, der eben wichtig ist.

3. Kurze Entwurfsphase: bereits bestehende Schnitte werden dem "Trend" angepasst, das heißt die ein oder andere Naht wird verschoben oder die Silhouette etwas geändert. Dies erfolgt AUSSCHLIESSLICH am PC. Die Finanzabteilung entscheidet letztendlich, ob ein Teil realisiert oder auf Grund von zu hohen Kosten nicht produziert wird.

4. Stehen die Entwürfe fest, wird alles probegenäht- produziert. Danach erfolgt die letzte Entscheidung was zur Produktion freigegeben wird oder nicht. Gründe: Sitz, einfache Gradierung, also Umsetzung  in alle anderen Konfektionsgrößen. Wenn das neue Produkt zu aufwendig ist, fliegt es raus.

Was ist mit Avantgardisten? – Design statt Allwetterjacke

Avantgardistisches Label:

1. Die müssen sich intensiv inhaltlich mit einem Thema auseinandersetzen. Zum Beispiel: Recherche in der Historie oder Auseinandersetzung mit Kunst oder philosophischen Fragestellungen.

2. Die Schnittentwicklungen sollten dreidimensional sein, das heißt Drapierungen, mögliche Bearbeitung der Oberflächen durch Digital- oder Siebdruck.

3. Die Prototypen müssen dann hergestellt werden und eine Entwurfsauswahl findet statt.

4. Als Modedesigner arbeitet man auf die Präsentation hin, also Realisierung der zu zeigenden Outfits

5.Dann die Show, Verteidigung und Fragen beantworten vor Presse, Vertragsabschlüsse mit Kunden oder Einkäufer (die kaufen bestimmte Teile für ausgewählte Boutiquen oder Kaufhäuser wie Harrods in London).

6. Gradierung und Produktion. Bei  großen Labels wie  Vivien Westwood beginnt die Produktion natürlich schon viel früher, weil man nicht auf Kunden warten muss. Für eigene Shops müssen Fotostrecken, Werbekampagnen und Lookbooks erstellt werden.

7. Ständiger Kontakt mit einem Management und Pressebüros sind wichtige für Stylingstrecken in Magazinen oder Leihgaben für Fotoshootings.

Sind Modedesigner Einzelgänger?

Nein, finde ich nicht. Sie arbeiten ja auch eng mit den Schneidern und Bekleidungstechnikern zusammen, die ja alles ausführen müssen. Und bei der Organisation und Durchführung von Modenschauen ist auch Teamwork gefragt. Sie sollten auch immer offen für neue Themenbereiche sein, aber Einzelgänger kann es geben, die haben es vielleicht ein bisschen schwerer, was Kontakte und so angeht.

Welches sind häufige Arbeitsgänge?

Ideen sammeln, neue Eindrücke für eine Kollektion sammeln und umsetzen und natürlich auch die Arbeit an der Modellpuppe. Zuerst müssen ja die Prototypen der neuen Kollektion ausprobiert werden. alles immer wieder in Frage stellen. Drang zur Änderung der Dinge. Vermittlung der Idee über eine visuelle Sprache ist ganz wichtig. Es soll ja jeder verstehen, der nicht vom Fach ist.

Wie wird man eigentlich Modedesigner?

Am besten sind ein Studium und viel Erfahrung. Vor der Aufnahme an der Uni oder FH werden oft künstlerische Arbeitsproben, wie zum Beispiel Entwürfe verlangt. Bei vielen Aufnahmeprüfungen wird auch ein Eignungstest gemacht, manchmal sogar noch eine mündliche oder schriftliche Prüfung. Dann muss man in der Regel etwa zehn Semester studieren und Praktika machen. Wichtig ist, seine Ideen und Gedanken visuell darstellen zu können! Welcher Weg das ist, ist jedem selbst überlassen. Und ganz wichtig: Denken und sehen aus anderen Perspektiven, ein Modedesigner  sollte dreidimensionales Denkvermögen mitbringen und gutes Zeitmanagement.

Was für Interessen sollten junge Leute haben, die auch Modedesigner werden wollen?

Ganz klar: Spaß an Textilien, kreative Arbeit, gerne zeichnen und Gestalten. Das Interesse an Mode und Modetrends darf natürlich nicht fehlen. Handarbeitstechniken, Interesse für Formen, Farben und Stoffe und auch  Teamgeist. Interesse an der Gesellschaft ist auch sehr wichtig, denn die Modedesigner sind ja auch ein Spiegel der Gesellschaft.

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